Geschichte des Passivhaus
1996 wurde das Passivhaus Institut (PHI) als ein unabhängiges Forschungsinstitut unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Feist gegründet. Es befasst sich mit der Forschung und Entwicklung im Bereich der hocheffizienten Energienutzung bei Gebäuden. Das PHI hat die Entwicklung des Passivhaus-Konzeptes in Deutschland und weltweit maßgeblich gestaltet. Mittlerweile arbeiten im interdisziplinären Team über 40 Mitarbeiter. In Innsbruck besteht zudem seit 2010 das Zweigbüro "Passivhaus Institut - Standort Innsbruck" im Rahmen der Professur von Univ. Prof. Dr. Wolfgang Feist an der Universität Innsbruck, Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen.
Seit 1996 veranstaltet das Passivhaus Institut die jährlich stattfindende Internationale Passivhaustagung, die sich zu einer weltweiten zentralen Plattform für Wissenschaft, Architektur, Technik und Produktentwicklung im Bereich des hochenergieeffizienten Bauens und Sanierens entwickelt hat.
Seit 2004 bieten die jährlich stattfindenden Internationalen Tage des Passivhauses Anfang November allen Interessenten weltweit die Gelegenheit selbst einen Eindruck von den Qualtitäten eines Passivhauses zu gewinnen.
Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums für das Passivhaus Darmstadt - Kranichstein hat Dr. Wolfgang Feist im September 2006, in "Der Faktor 10 ist Realität", die Geschichte "Vom Niedrigenergiehaus zum Passivhaus" beschrieben.
Wie die Entwicklung bis hin zum Passivhaus-Standard seinen Lauf genommen hat kann man am Besten auf der Passivhaus-Wissensplattform Passipedia nachlesen.
- Traditionelle Gebäude in Südchina
- Torfrasenhäuser in Island
- Die „Fram“, das Polarschiff von Fritjof Nansen, war ein Passivhaus (1883)
- Das DTH-Nullenergiehaus auf dem Campus in Kopenhagen
- Das Philips-Experimentierhaus
- Beispiel eines „superinsulated home“ in den USA
- Das Rocky Mountains Institute von Amory & Hunter Lovins in 2164 m Höhe
- Super-Niedrigenergiehäuser von Hans Eek
- Das energieautarke Solarhaus in Freiburg
- Das Passivhaus Darmstadt Kranichstein
Geschichtliche Entwicklung des Passivhauses in Österreich:
Eine Analyse von Günter Lang
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1993 erfuhr Arch. Helmut Krapmeier vom Energieinstitut Vorarlberg erstmals bei einem Vortrag von Dr. Wolfgang Feist in Darmstadt über das beeindruckende Konzept des Passivhauses und präsentierte bei der ersten Sommerakademie 1994 in Vorarlberg vor staunenden Architekten aus Österreich diesen revolutionären Baustandard.
Die ersten Wohnbauten in Passivhaus-Standard in Österreich:
1996 wurde Österreichs erstes Einfamilienhaus als Passivhaus fertiggestellt. Das Einfamilienhaus von Martin Caldonazzi in Amerlügen/Vorarlberg geplant und errichtet von seinem Bruder Bmst. Richard Caldonazzi auf über 900 Metern Seehöhe. |
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Kurze Zeit darauf wurde 1997 Österreichs erste Reihenhausanlage in Batschuns/Vorarlberg vom Atelier Unterrainer, sowie im gleichen Jahr das erste Mehrfamilienhaus als Passivhaus mit 13 Wohnungen - die Wohnanlage Ölzbündt in Dornbirn/Vorarlberg vom ArchitekturBüro DI Hermann Kaufmann - errichtet und beide als „Haus der Zukunft“ ausgezeichnet. |
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Zehn Jahre später – 2007 - waren es bereits 4.000 Wohneinheiten und in Vorarlberg im sozialen Wohnbau der Mindeststandard. Im Oktober 2009 wurde mit 354 Wohnungen vom Bauträger Neue Heimat Tirol in Innsbruck am Lodenareal die damals größte Passivhaus-Wohnanlage ihrer Bestimmung übergeben. In Wien starteten am „Eurogate“ Ende 2009 die Bauarbeiten für die erste großvolumige Passivhaus-Siedlung in Österreich mit 1.800 Wohnungen für mehr Wohnkomfort und Behaglichkeit. Mit Ende 2011 waren bereits knapp 21.000 Wohnungen in Passivhaus-Standard in Österreich bewohnt, wovon die Mehrheit sich in Mehrfamlienhäusern befindet. |
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Österreichs erste Altbausanierung wurde 2004 mit dem Einfamilienhaus Schwarz in Pettenbach durch LANG consulting umgesetzt. Dabei konnte der Heizwärmeverbrauch von 280 auf 12,9 kWh/m²a um über 95% gesenkt werden. Gemäß dem Motto von Prof. Dr. Wolfgang Feist "Wenn schon denn schon" war dieses Pilotprojekt der Startschuss zu einer rasanten Entwicklung des Passivhaus-Standards auch im Sektor der Altbausanierung in Österreich.
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Entwicklung des Nicht-Wohnbaus in Passivhaus-Standard:
Wie rasant die Entwicklung voran schreitet, kann man am Beispiel der Kindergärten sehen. In Ziersdorf wurde 2002 Österreichs erster Passivhaus Kindergarten im Rahmen „Haus der Zukunft“ von ah3 architekten zt gmbh errichtet.
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Dass das Passivhaus Schule macht sieht man auch im Schulbau. Das erste Schulgebäude in Passivhaus-Standard war die Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern in Vorarlberg von Dietrich / Untertrifaller Architekten, die zwischen 2002 und 2003 errichtet wurde. Waren es 2006 Österreichweit vier Schulen, waren per 25.04.2010 bereits 23 Schulen in Passivhaus-Standard in der Datenbank dokumentiert, 13 davon als Altbausanierung.
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Das erste Gebäude mit Büronutzung in Passivhaus-Standard wurde 1998 in Schwarzach vom Architekturbüro DI Hermann Kaufmann geplant.
Bei den Dienstleistungsgebäuden ist besonders das Forschungsprojekt Christophorushaus in Stadl Paura/Oberösterreich von Dipl. Ing. Albert P. Böhm + Mag. Helmut Frohnwieser hervorzuheben. Seit 2003 zur höchsten Zufriedenheit der Büromitarbeiter in Betrieb, benötigt es für Heizung und Kühlung lediglich 26 Cent pro m² und Jahr – im Vergleich zu konventionellen Bürobauten bei ansonst üblichen 20 bis 30 Euro pro m² und Jahr.
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Zwischen 2005 und 2006 wurde Österreichs erste Altbausanierung eines öffentlichen Gebäudes auf Passivhaus-Standard erfolgreich umgesetzt. In der im Rahmen von „Haus der Zukunft“ sanierten Polytechn. u. Hauptschule II in Schwanenstadt/Oberösterreich von Plöderl.Architektur.Urbanismus. PAUAT Architekten werden so statt 55.000 Kubikmeter Erdgas nur noch 47 Kubikmeter Pellets jährlich verheizt – bei 6.240 m² Nutzfläche weniger als in einem Einfamilienhaus. Selbst ohne Förderung würde den Gemeinden diese nachhaltige Sanierung binnen 20 Jahren Finanzierungslaufzeit inklusive der höheren Baukosten um 20 Prozent billiger kommen als eine konventionelle Sanierung.
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2006 setzte Ludesch in Vorarlberg mit dem ersten Gemeindezentrum in Passivhaus-Standard, geplant wiederum vom Architekturbüro DI Hermann Kaufmann, einen Meilenstein nachhaltiger Gemeindepolitik. 2010 waren in ganz Österreich bereits rund ein Dutzend Gemeindezentren in Bau, die helfen, künftig das Gemeindebudget kräftig zu entlasten und beste Vorbildwirkung in ihrer Gemeinde zu beweisen. Und in Niederösterreich werden per Landtagsbeschluss alle Landesbauten seit 2008 nur noch in Passivhaus-Standard vorbildlich geplant. Auch die Stadt Wels hat sich als Energiehauptstadt Europas selbst verpflichtet, alle ihre Gemeindeeigenen Gebäude als Passivhäuser zu errichten, und Sanierungen zumindest mit Passivhaus-Komponenten umzusetzen. 2011 haben zudem bereits über ein Dutzend Vorarlberger Gemeinden den Passivhaus-Standard in ihren Deklarationen verankert.
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Ing. Günter Lang spricht im Interview auf YouTube am 29.01.2010 zur Entwicklung des Neubauvolumens von Passivhäusern im Vergleich zu konventionellen Gebäuden.