mission2030 braucht umfangreiche Maßnahmen
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- Veröffentlicht am Dienstag, 03. April 2018 14:52
Heute Dienstag präsentierten die Minister für Nachhaltigkeit, Elisabeth Köstinger und für Infrastruktur, Norbert Hofer, die Energie- und Klimastrategie der Regierung unter dem Titel „#mission2030“. Die Passivhaus Austria war dabei und sieht ein paar gute Ansätze, vermisst jedoch klare Vorgaben, welche notwendig wären, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Neubauten nur mehr im besten Standard
Ministerin Köstinger betont bei der Pressekonferenz: "Die beste Energie ist jene, die nicht benötigt wird". Doch für den Neubau von Gebäuden - immerhin zusätzliche 70 Mio. m² bis 2030 sind keinerlei weitergehenden Energieeffizienzmaßnahmen geplant. Dies bedeutet eine zusätzliche Haushaltsbelastung von 250 Mio. € pro Jahr bzw. 10 Mrd. € auf die nächsten 40 Jahre für diese Neubaugebäudenutzer gegenüber wirklich energieeffizienten Passivhäusern, wie sie in Österreich seit 20 Jahren errichtet werden.
Wie im Strategieentwurf richtig steht, sind Energieeffizienzmaßnahmen die kostengünstigste Form. Alleine die Rahmenbedingungen zur großflächigen Umsetzung dazu fehlen.
80% Energieeinsparung bei Sanierungen notwendig
Die Zielsetzung zur Steigerung der thermischen Sanierungsrate auf 2 % wird von uns grundsätzlich begrüßt. Allerdings ist diese nur dann wirkungsvoll und sozial verträglich, wenn auch gleichzeitig die Sanierungsqualität all dieser Sanierungen mindestens 80 Prozent Energieeffizienzsteigerung erbringt.
Die Passivhaus Austria hat sich die vorgestellte Strategie näher angesehen und auf Basis der genannten Maßnahmen die Einsparungspotentiale durchgerechnet. Als Ausgangssituation werden derzeit bei einer Sanierungsrate von 0,6% im Mittel nur 40% Energieeffizienzsteigerung erzielt, wodurch jährlich rund 150 GWh an Energie eingespart werden.
Allein der jährliche Neubau verursacht jedoch 240 GWh/a Zuwachs an Energiebedarf, womit in Summe im Gebäudesektor der Energieverbrauch um 90 GWh pro Jahr steigt.
Die nun präsentierte Klima- und Energiestrategie #mission2030 ergibt nach erster Analyse für den Gebäudesektor folgende Energieeinsparungen:
- Steigerung der thermischen Sanierungsrate auf 2 %, mit mindestens 40 % Energieeffizienzsteigerung
- Neubau Bauordnung gemäß OIB Richtlinie 6
- Ergibt in Summe Energieeinsparung von 260 GWh pro Jahr
Die Passivhaus Austria setzt sich für weit umfangreichere Maßnahmen ab 2019 ein:
- Steigerung der thermischen Sanierungsrate auf 2 %, mit mindestens 80 % Energieeffizienzsteigerung
(sogenannte "Deep renovation" bzw. EnerPHit-Standard) - Neubau Bauordnung: Passivhaus-Standard
Damit würden auch Gasheizungen in Neubauten obsolet werden - Ergibt in Summe Energieeinsparung von 960 GWh pro Jahr
Grafik: Vergleich der Energieeinsparungen von mission2030 und Passivhaus Austria Empfehlung
Das Know-how und die Technologien sind hierfür in Österreich bereits seit über 20 Jahre im Einsatz. Somit ist auch eine rasche Umsetzung der Maßnahmen, ohne lange Übergangsfristen möglich. In Tirol werden so heute bereits 90 % aller geförderten Sozialwohnbauten kostengünstig und leistbar errichtet.
Das Verbot von Ölheizungen im Baurecht ist eine wichtige Maßnahme, sollte aber nicht erst 2020 erfolgen und auch auf neue Gasheizungen ausgedehnt werden. Mit dem Passivhaus-Standard erübrigt sich die Nachfrage für eine Gasheizung von selbst. Die Passivhaus Austria sieht das 100.000-Dächer Photovoltaik Programm als sehr positiv an, ist doch eine Photovoltaik-Anlage die perfekte Ergänzung für ein Passivhaus Plus.
Die Passivhaus Austria schließt sich dem Aufruf der beiden Minister an, sich am Beteiligungsprozess zur #mission2030 einzubringen und sich für starke Maßnahmen für den Klimaschutz einzusetzen. Gerne können unsere Forderungen als Hilfestellung hierfür herangezogen werden.
Titelfoto: Elisabeth Köstinger und Norbert Hofer präsentieren die Energie- und Klimastrategie #mission2030; Fotocredits: LANG consulting, Günter Lang