Das waren die 12. Tage des Passivhauses 2015
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- Veröffentlicht am Montag, 21. Dezember 2015 00:00
Die Europakarte mit den Passivhaus-Besichtigungsobjekten zeigt sehr deutlich, dass das Passivhaus mittlerweile in ganz Europa eine starke Verbreitung gefunden hat. Weltweit nahmen 700 Passivhaus-Objekte in 30 Nationen auf vier Kontinenten teil. Mit 190 Objekten waren in Deutschland die meisten Passivhäuser zu besichtigen. Schon an zweiter Stelle kam Österreich mit 108 Besichtigungsobjekten. An dritter Stelle lag Frankreich gleichauf mit 108 Objekten, gefolgt von Tschechien mit 87 Passivhäusern. Mit größerem Abstand folgten dann die USA mit 26 Objekten, Italien und Großbritannien mit jeweils 23 und die Slowakei mit 22 Besichtigungsobjekten. Aber auch in Länder wie Japan, China, Südkorea, Indonesien, Mexiko, Chile, Neuseeland und Australien konnten sich Interessierte über den Passivhaus-Standard in den unterschiedlichsten Klimazonen bei Besichtigungen informieren. Insgesamt wurden die 108 Passivhaus-Besichtigungsobjekte in Österreich von über 1.500 Interessenten besucht.
Passivhäuser für jede Gebäudenutzung waren zu besichtigen
Die Bewohner von rund 30 Einfamilienhäusern informierten über ihre persönlichen Wohnerfahrungen. Allergiker berichteten, endlich wieder aufatmen zu können, da die Luftqualität deutlich besser als in konventionellen Gebäuden ist. Ebenso ist Schimmelbildung praktisch ausgeschlossen. Und natürlich musste wieder bejaht werden, dass auch in einem Passivhaus die Fenster geöffnet werden können. Das Boutiquehotel Stadthalle in Wien, das Hotel Alpenrose in Mieming, das Explorer Hotel im Montafon, sowie der Sonnenplatz Großschönau luden auch gleich zum Übernachten ein, um diesen Komfortunterschied selbst erleben zu können. Die Explorer Hotel Gruppe will bis zum Jahr 2020 ganze 20 Hotels in Passivhaus-Standard errichtet haben.
Studenten besichtigten Wiens erste Sanierung einer Einzelwohnung auf Passivhaus-Standard innerhalb eines Eigentums-Mehrfamilienhauses. Gastgeber Robert Schild erläuterte ihnen bei Kaffee und Kuchen detailgenau die wärmebrückenfreie Umsetzung mit Innendämmung und praktizierte mit ihnen gemeinsam den Filterwechsel. In Vorarlberg zog Helmut Krapmeier eine positive Bilanz nach einer Exkursion zu drei Passivhäusern. So konnten Vorurteile und Bedenken durch sachliche, auf Basis praktischer Erfahrungen, messtechnischer Untersuchungen und validierter Bewohnerbefragungen ausgeräumt werden. Die Gespräche mit den Bewohnern der Passivhäuser waren der wichtigste Faktor. Sie konnten zum Teil aus mehr als zehnjähriger Erfahrung berichten und überzeugen. Immer wieder begeisterten der hohe Komfort und die gute Luftqualität dieses energieeffizienten Baustandards.
Auch viele der Wohnbauträger haben mittlerweile erkannt, welch umfangreiche Vorteile ihnen und ihren Kunden der Passivhaus-Standard bietet. Allen voran die Neue Heimat Tirol, welche seit vier Jahren alle ihre sozialen Wohnbauten kostengünstig in Passivhaus-Standard errichtet. So war auch das weltweit erste Mehrfamilienhaus in zertifiziertem Passivhaus Plus Standard zu besichtigen. Ebenso zeigte die Alpenländische Heimstätte gleich mehrere Wohnhausanlagen den Interessenten und in Eisenstadt öffnete die Wien Süd Burgenlands erste zertifizierte Wohnhausanlage in Passivhaus-Standard. Gemeinden und Betriebe schätzen die Budgetentlastung bei ihren Betriebskosten, und für den Eigenheimbesitzer geht damit der Wunsch nach Unabhängigkeit in Erfüllung.
Nachhaltig ernähren beim Lebensmittelhandel in Passivhaus-Standard
Die Supermarktkette MPreis setzt ganz auf den Passivhaus-Standard und führte durch drei ihrer Märkte in Tirol, ebenso wie der Biohof Achleitner in Eferding. Außerdem konnten sich im Burgenland in St. Andrä am Zicksee bei AllesApfel die Besucher neben der Gebäudebesichtigung auch mit frischen Äpfeln stärken. In Pörtschach konnten sich wiederum Besucher im Passivhaus-Café laben und Gemeindezentren, wie z.B. in Brand, Lorüns, Ludesch oder St. Gerold luden ebenso wie die Pfarre in Krumbach und die Franziskus-Kirche in Wels zum Besuch ein – alles Bauten in Passivhaus-Standard. Im Gebietsbauamt Korneuburg und ChristophorusHaus konnte man aus erster Hand erfahren, wie es sich in einem Passivhaus arbeitet.
Exkursionen mit Teilnehmern aus Österreich, aber auch aus Lettland, Bhutan, und China kamen zu vielen Besichtigungsobjekten in ganz Österreich. Auch etliche Studentengruppen nutzten wieder die einmalige Gelegenheit der praxisorientierten Ausbildung.
Jedes sechste Besichtigungsobjekt war eine Altbausanierung auf EnerPHit- oder Passivhaus-Standard. Neun der achtzehn Sanierungen haben auch eine Photovoltaikanlage für die solare Energieversorgung. Alle Sanierungsobjekte vereint eine Energieeffizienzsteigerung von 90 bis 97 Prozent. Die Bewohner und Nutzer sind begeistert vom erheblich verbesserten Komfort und der guten Luftqualität.
Im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Beispiel war wieder das Universitäts-Hochhaus der TU Wien am Getreidemarkt, welches dank Passivhaus-Qualität zum Plusenergiegebäude saniert wurde. In den 11 Stockwerken arbeiten und studieren 700 Mitarbeiter und Studenten auf einer Nettogrundfläche von 13.500 m². Die sanierte Fassadenkonstruktion mit integrierter Photovoltaik weist einen U-Wert von 0,088 W/m²K auf. Der Primärenergiebedarf konnte bei dieser Sanierung von 803 kWh/m²a auf nur 56 kWh/m²a bei Büronutzung reduziert werden. Dem gegenüber produziert das Gebäude hauptsächlich über die integrierte PV-Anlage 61 kWh/m²a an grünen Strom, womit dank des konsequenten Energieeffizienz Optimierungsprogramms mehr an Erneuerbarer Energien am Standort erzeugt als verbraucht wird. Studenten wie Professoren zeigten sich gleichermaßen von der hohen Qualität und hervorragenden Frischluft dieses Universitätsgebäudes begeistert, was somit künftige Höchstleistungen von den Studierenden erwarten lässt.
Jedes dritte Besichtigungsobjekt war ein PHI-zertifiziertes Passivhaus „Insgesamt konnten in Österreich vierunddreißig PHI-zertifizierte Passivhäuser besichtigt werden, ein neuer Rekord der verdeutlicht, dass höchste Qualität immer mehr an Bedeutung gewinnt“, freut sich Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria und Koordinator der Tage des Passivhauses in Österreich, über die hohe Beteiligung zertifizierter Passivhäuser.
PopUpDorms verwandelten sich vom Studentenheim in einen Fernseh-SHOWroom
Als Highlight zu den Tagen des Passivhauses entpuppte sich mit knapp 200 Besuchern das Studentenheim auf Zeit PopUpDorms in der Seestadt Aspern in Wien, wo die Studenten der FH St. Pölten Medientechnik in zwei Tagen das Atrium des Studentenheims in einen Fernseh-SHOWroom verwandelten und zwei Tage Live in die ganze Welt über das Geschehen berichteten.
So stand am ersten Tag eine Podiumsdiskussion mit Prof. Wolfgang Feist vom Passivhaus Institut, Bernd Vogl, Leiter der MA 20 Energieplanung, Gerhard Schuster, Leiter der Wien 3420 aspern development AG, Claudia Dankl, ÖGUT, Thomas Schach, home4students, Günther Jedliczka, OeAD WohnraumverwaltungsGmbH und Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria statt. Sie diskutierten im Inneren des Pionierprojektes über Lösungen, politische Weichen und Verantwortung der Bauschaffenden für eine konsequentere Umsetzung energieeffizienten, kostengünstigen Bauens in Hinblick auf die UN-Klimaverhandlungen in Paris.
Um die internationale Vernetzung durch Kommunikation und Informationsaustausch der Besichtigungsobjekte quer über den ganzen Globus noch besser zu ermöglichen, gab es auch eine Liveschaltungen über Live-Stream nach Palo Alto bei San Francisco, wo gerade Prof. Diana Ürge-Vorsatz vom IPCC International Panel of Climate Change über die besonders wirtschaftliche CO2-Emissionsreduktion durch den Passivhaus-Standard bei der kalifornischen Passivhaustagung sprach und ebenfalls Objekte zu besichtigen waren. Am zweiten Tag wurde dann noch eine Kochshow über die österreichische Küche aus dem Studentenheim live übertragen, während zwischendurch weitere Besucher sich das Passivhaus aus der Nähe anschauten.
Das Passivhaus muss man eben mit allen Sinnen erleben um wirklich die Vielzahl der Vorzüge zu begreifen.
Die "Tage des Passivhauses" sind eine Initiative der Netzwerke iPHA (International Passive House Association), Passivhaus Austria und weitere internationale Partner.